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Die Offenbarung des gebrechlichen Geldes

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  • Beitrags-Kategorie:Finanzen
  • Beitrags-Kommentare:2 Kommentare
  • Beitrag zuletzt geändert am:28. Dezember 2021
  • Lesedauer:9 min Lesezeit

Das Geldsystem hat einen enormen Einfluss auf unser Leben. Gerade in turbulenten Zeiten wie wir sie momentan erleben, ist es wichtiger denn je, sich mit dieser Thematik auseinander zu setzen. Öffnen wir also das verschlossene Tor und wagen einen Blick in die Tiefen unseres Geldsystems.

Was ist Geld?

Eigentlich eine sehr banale Frage zu der bestimmt Jeder direkt eine Antwort parat hat. Geld finden wir als bedrucktes Papier sowie als geprägte Münzen in unserem Alltag wieder. Und noch viel mehr kommen wir mit Geld in seiner elektronischen Form in Berührung. Genauso wie wir es mit unseren Händen fühlen können, existiert es auch in Form von Zahlen auf unseren Girokonten, Kreditkarten und den unterschiedlichsten Produkten, die uns von den Banken angeboten werden.

Doch wie entsteht unser Geld? Wie ist unser Geldsystem aufgebaut? Welchen Einfluss hat es auf mich als Individuum?

Alles Fragen, die es erforderlich machen, die Hintergründe genauer zu beleuchten.

Nutzen des Geldes

Wir beginnen unsere Reise in einer längst vergangenen Epoche der Menschheit. Auch hier betrieben die Menschen Handel untereinander. Allerdings nicht in Form von Münzen und Scheinen, sondern im Sinne von Tauschgeschäften. Waren und Dienstleistungen wurden direkt gegen andere Waren und Dienstleistungen untereinander getauscht.

Eines Tages kam es dazu, dass die Menschen begannen, Geld in der Gestalt von Münzen in den Umlauf zu bringen. In diesem Umfeld dient Geld als das Tauschmittel, welches uns ermöglicht, unsere geleistete Arbeit zu konservieren und sie bei Bedarf in einen anderen Wert umzutauschen. Geld ermöglicht uns zu sparen, damit wir zu einem späteren Zeitpunkt über die nötige Kaufkraft verfügen und es bei Bedarf wieder ausgeben können.

Eigenschaften des Geldes

Der Euro stellt unsere aktuelle Währung dar, das heißt wir preisen Heute alles in Euros an. Sollte man nicht zur ganz jungen Generation gehören, ist einem normalerweise auch die Deutsche Mark, der Vorgänger des Euros noch ein Begriff.

Geschichtlich gesehen gab es grundlegend zwei Arten für den Aufbau der jeweiligen Währungen die in ständiger Konkurrenz zueinander standen. Sie unterscheiden sich voneinander in einem entscheidenden Punkt. Je nach Begehren wurde das Geld in diesem Punkt angepasst, um unterschiedlichste Interessen befriedigen zu können. Um zu verstehen, was damit gemeint ist, müssen wir zuerst einen Blick auf die Eigenschaften des Geldes werfen:

  1. Dauerhaft

= (Eigenschaften auch nach Jahren noch gegeben)

  1. Transportierbar

= (Mit wenig Aufwand von Ort zu Ort beförderbar)

  1. Teilbarkeit

= (In mehrere Stückelungen unterteilt, damit jeder Betrag erfasst werden kann)

  1. Gleichheit

= (Eindeutig identifizierbar)

  1. Knapp / Selten

= (Begrenzt und nicht beliebig vermehrbar)

  1. Akzeptiert

= (Von allen Teilnehmern anerkannt)

Sind diese Punkte erfüllt, kann man von einem fairen Geldsystem sprechen. Häufig kommt in diesem Zusammenhang auch der englische  Begriff „Sound Money” zum Einsatz, welcher ins Deutsche übersetzt, hartes Geld bzw. gesundes Geld bedeutet.

Doch wie bereits angedeutet, wird einer dieser sechs Punkte nicht immer ganz ernst genommen. So hat es uns auch die Geschichte gelehrt. Erkennen Sie, welche Eigenschaft damit gemeint ist?

Die Rede ist von Punkt 5: der Knappheit bzw. Seltenheit des Geldes. Je nachdem, wie man diesen Punkt anwendet, sprechen wir von einer gedeckten oder ungedeckten Währung.

Zwei Systeme unter Konkurrenz

Ein gedecktes Geldsystem hatten wir beispielsweise in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Es funktionierte dabei so: Die Reichsbank gab Geldscheine und Münzen aus. Als Gegenwert dieses ausgegebenen Geldes war in ihren Tresorräumen Gold vorzufinden. Wir hatten eine goldgedeckte Währung.

Der Bürger hatte somit als Gegenleistung für sein Geld den hinterlegten Wert in Gold bei der Bank. Er konnte mit Bargeld zur Bank gehen und es gegen den bestimmten Wert in Gold umtauschen. Der Wert des Geldes hatte dadurch einen festgesetzten Wechselkurs gegenüber Gold. Die Knappheit des Geldes war gegeben, da Gold von Natur aus selten ist und es nur mit sehr großem Aufwand möglich ist den Bestand zu erhöhen.

Nun gab es in der Vergangenheit immer wieder unerwartete Ereignisse, Krisen oder Kriege. In diesen Extremsituationen stellte sich dann oftmals für die Regierenden die Frage, wie diese finanziert werden können. Gehen wir dazu mal auf das Beispiel eines Krieges ein. Um einen Krieg unter den Umständen einer goldgedeckten Währung finanzieren zu können, kommen grundlegend zwei Wege in Betrachtung:

  1. Die Nationalbank baut ihre Goldreserven aus, um somit mehr Geld (in diesem Fall an den Staat) ausgeben zu können. Hierzu müsste sie Gold zukaufen oder die Fördermengen der Goldminen erhöhen.
  2. Man verabschiedet sich von der gedeckten Währung also der Knappheit des Geldes und geht über in ein ungedecktes Geldsystem.

Meist wird in diesen Situationen der Weg in eine ungedeckte Währung eingeschlagen, da dieser die deutlich bequemere Lösung darstellt. In diesem System hat das im Umlauf befindliche Geld keinen festgelegten Gegenwert. Den Herrschenden fällt somit das Privileg in die Hände, die Druckerpresse hochzufahren und je nach Bedarf unlimitiert neues „schlechtes“ Geld in den Umlauf zu bringen. Durch diesen Kniff haben sie nun die Möglichkeit, einen Überschuss an Geld zu schaffen, um ihre angestrebten Ziele finanzieren zu können. Auf kurze Sicht sehr effektiv. Doch was sind die daraus resultierenden Folgen dieser Geldpolitik?

Aktueller Aufbau unseres Geldsystems

Wir müssen feststellen, dass die Beschaffenheit des Geldes in der Vergangenheit einer regen Veränderung unterlag. Zuletzt fand diese Transformation im Jahre 1971 statt. Als Richard Nixon, der damalige Präsident der USA, unter anderem zur Finanzierung der Kriege die Bindung des US-Dollars an das Gold auflöste. Durch diese Handlung befinden wir uns seit diesem Zeitpunkt in einem Zeitalter der ungedeckten Währungen. So steht unser Geldsystem aktuell in folgendem Zustand:

Die große Abwertung

Was können wir nun als Fazit aus all dem ableiten? Was sind die Auswirkungen einer ungedeckten Währung, in welcher wir uns nun schon seit mehr als 50 Jahre befinden? Welchen Einfluss hat es auf unser Geld, wenn Notenbanken in der heutigen Zeit per Mausklick die Geldmenge nach belieben ausweiten können?

Nun ja, es hat Reichweite auf unsere Gesellschaft über die es sich nachzudenken lohnt. Man muss kein Ökonom sein, um zu erkennen, dass sich durch Ausweitung der Geldmenge eine schleichende Entwertung breit macht. Wir sehen uns also mit einer dauerhaften Inflation konfrontiert. Über die Jahre hinweg hat sich das Verhältnis zwischen Einkommen und den Kosten für Waren und Dienstleistungen verschoben. Der Euro hat seit seiner Einführung gegenüber dem Wertanker Gold bereits unglaubliche 91 % an Kaufkraft verloren. Hat sich Ihr Einkommen in diesen etwa 20 Jahren um diesen Faktor erhöht? In welche Richtung hat sich Ihre Kaufkraft in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten entwickelt?

Gegenwärtige Konstellation

Zu unserer aktuellen Situation gilt es zu sagen, dass durch den Corona-Schock und die Shutdowns über die letzten knapp zwei Jahren seitens der Zentralbanken und Regierungen weltweit Billionenbeträge in das System gepumpt wurden, um die Auswirkungen für Wirtschaft und Arbeitsmarkt zu mildern. Alleine das Pandemie-Programm der Europäischen Zentralbank umfasst ein Volumen von 1,85 Billionen €. Dazu kommen sämtliche Hilfsprogramme, welche von den einzelnen Staaten und der EU aufgelegt wurden.

(Zum Verständnis: Eine Billion ist eine eins mit zwölf Nullen. Ausgeschrieben: 1.000.000.000.000)

Die Welt wurde mit einer Flut an neuem Geld überschwemmt. Wie auch in der Finanzkrise 2007/2008 ist es heute nicht anders, bis auf die Tatsache, dass in diesem aufgeblähten System immer größere Summen aufgewendet werden müssen, damit sich das Karussell weiter dreht.

Anmerkend ist hierbei noch zu erwähnen, dass die Corona-Krise als eine Art „Brandbeschleuniger“ anzusehen ist. Die Probleme in unserem brüchigen Geldsystem sind sehr tiefgründig und wir haben uns über die Jahre in diese Situation manövriert.

Eines möchte ich Ihnen noch mitgeben: Auch unser ungedecktes Geldsystem erfährt sozusagen eine Deckung und zwar in Form von Vertrauen. Einzig und allein das Vertrauen von Ihnen als Bürger in die Währung ermöglicht das Drehen des Geldkarussells. Sollte sich dieses Vertrauen je verabschieden wird diese Währung nicht mehr die Funktion des Geldes erfüllen können.

Von einigen wenigen wird dieses Geldsystem also ausgenutzt. Die breite Bevölkerung hingegen hat mit den Folgen einer bröckelnden Währung zu kämpfen und sieht sich über die Zeit einem immer größeren Druck ausgesetzt.

NachDenken

Es stellt sich die Frage: Ist dieses Geldsystem gerecht?

Simon

Autor Guckloch

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Manfred Auer

    Sehr guter Artikel, dem Autor gelingt es Finanzthemen, insbesondere das Fiat-Geldsystem
    verständlich und für jedermann verständlich darzulegen. mit offenem Ende das zum Nachdenken
    motiviert.

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