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Die Zombifizierung der Wirtschaft

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  • Beitrags-Kategorie:Finanzen
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  • Beitrag zuletzt geändert am:29. Dezember 2021
  • Lesedauer:5 min Lesezeit

Laut Definition wird als Zombie ein Mensch bezeichnet, der scheinbar verstorben ist, wieder zum Leben erweckt wurde und ähnlich einem Untoten, als willenloses Wesen umher geistert. 

Erschreckenderweise lässt sich diese Darstellung eines Zombies auch auf die aktuelle Verfassung unserer Wirtschaft übertragen. Wie es zu dieser Annahme kommt, möchte ich in diesem Beitrag genauer beleuchten.

Jedes fünfte Unternehmen ein Zombie?

Wie ich bereits in meinem Beitrag: “Im Zeitalter des Nullzinses” beschrieben habe, lässt sich die Verwandlung von einer Wirtschaft in die Zombiewirtschaft mit der Notenbankpolitik verknüpfen.

Durch die Politik der Nullzinsen wurden über die Jahre eine massive Zahl an Zombieunternehmen angehäuft. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform geht mittlerweile von 700.000 bis 800.000 Zombieunternehmen alleine in Deutschland aus.

Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes sind in Deutschland insgesamt rund 3,6 Mio. Unternehmen gelistet. Sollten diese Zahlen der Realität entsprechen, so müssen wir davon ausgehen, dass demnach mindestens jedes fünfte Unternehmen ein Zombie ist!

Die Entstehung von Zombieunternehmen

In einem normalen, kapitalistischen Umfeld ist ein jedes Unternehmen einer ständigen Konkurrenz ausgesetzt. Die Produktpalette muss fortlaufend weiterentwickelt und verbessert werden, damit Marktanteile gehalten und bestenfalls ausgebaut werden können.

Passt sich ein Unternehmen nicht stetig den Marktanforderungen an, verliert es an Einfluss und der Umsatz und der Gewinn lassen nach. Es läuft Gefahr, vom Kostendruck erdrückt zu werden und dadurch Pleite zu gehen.

Sollte sich ein Unternehmen in dieser Lage befinden und fortlaufend rote Zahlen schreiben, so hat es die Möglichkeit, geschuldet vom billigen Geld, an den Kapitalmarkt zu gehen und sich einfach mit neuen Mitteln einzudecken. Da die Zinsen für einen Kredit sehr niedrig sind, erhält das Unternehmen somit eine kostenlose Geldspritze. Die bevorstehende Insolvenz wird verschoben und lässt sich im Grunde beliebig weit in die Zukunft vertagen. Immer dann, wenn das Unternehmen Gefahr läuft, in die Insolvenz zu geraten, geht es zur Bank und handelt einen neuen Kredit mit günstigen Konditionen aus.

Es ist dem Unternehmen also möglich, sich am Leben zu erhalten, ohne dass es über ein funktionierendes Geschäftsmodell verfügt und damit längst als Zombie in der Prärie umherwandelt. Denn lägen die Zinsen für den aufzunehmenden Kredit bei beispielsweise 3 %, würde das Unternehmen an den zu erbringenden Zinskosten zerbrechen und müsste sich insolvent melden.

Die Datenlage ist eindeutig. Über die Jahre hinweg ist die Zahl der Unternehmen, die Insolvenz anmelden mussten, stetig gefallen. Dies impliziert die Annahme, dass der Topf an Zombieunternehmen von Jahr zu Jahr weiter anschwillt.

Vielleicht werden Sie sich jetzt fragen, was an dieser Situation überhaupt so negativ ist, denn im Großen und Ganzen funktioniert unsere Wirtschaft. Dazu kommt, dass es generell als positiv angesehen wird, wenn es keine Firmenpleiten gibt, da diese natürlich immer mit sehr viel Leid und tragischen Einzelschicksalen verbunden sind.

Aus marktwirtschaftlicher Sicht sind Firmenpleiten jedoch als ein Zeichen für Erneuerung und Wandel anzusehen. Durch eine Firmenpleite werden Angestellte entlassen und somit auf den Arbeitsmarkt gespült. Sie müssen sich auf die Suche nach einer neuen Arbeitsstelle begeben. Die Meisten werden dann eine neue Tätigkeit in einem gesunden und zukunftsfähigen Unternehmen finden, welches über ein erfolgreiches Geschäftsmodell verfügt und unbedingt neue Arbeitskräfte benötigt, um weiter wachsen zu können.

Diese Arbeitnehmer verlassen also das abgestorbene Alte und wenden sich hin zum Neuen. Sie verlassen eine Wirtschaftsbranche, die keine Zukunftsaussichten hat und gehen zu einem Unternehmen, welches Produkte erzeugt, die an Bedeutung und Marktgewicht gewinnen.

Es findet ein ständiger Wandel statt und die komplette Volkswirtschaft begibt sich dadurch in eine fortlaufende Transformation, welche die Kapazitäten ständig in die entsprechend zukunftsträchtige Richtung lenkt.

Aufgrund der aktuellen Situation und der dadurch fallenden Anzahl an Unternehmenspleiten wird dieser Wandel eingeschränkt. Die Volkswirtschaft tritt auf der Stelle und verliert an Kraft gegenüber anderer.

NachDenken

Führt ein Stillstand der Wirtschaft zu mehr Wohlstand?

Quellenangabe:

Simon

Autor Guckloch

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