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La Paz, Bolivia

Eine Reise in eine neue Welt – Teil 4/4

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  • Beitrag zuletzt geändert am:16. Oktober 2022
  • Lesedauer:38 min Lesezeit

Reisebericht Bolivien, Südamerika.

Vierte Etappe:  La Paz und Copacabana

Am Freitag, dem 24. Juni 2022, bin ich für die 4. und letzte Etappe mit dem Flugzeug von Cochabamba nach La Paz gereist. La Paz ist der Regierungssitz und liegt auf 4000 m und ich war sehr gespannt, wie ich mit der Höhe zurechtkomme. Ich hatte mich ja von Santa Cruz (430 m) und Cochabamba (2600 m) bestens darauf vorbereitet.

Der Preis für den Flug mit „Boliviana De Aviación“ für 61 € nach La Paz ist konkurrenzlos günstig.

Flight Info
All departure/arrival times are in local time.
June 24, 2022|Cochabamba – La Paz
12:30 Jorge Wilstermann International Airport
Jun 24, 2022
13:15 El Alto International Airport Airline Boliviana De Aviación OB610|0hr45mins 

von Cochabamba nach La Paz

La Paz ist zwar nicht die Hauptstadt, aber der Regierungssitz Boliviens. Gleichzeitig ist sie die höchst gelegene Großstadt weltweit. Der höchste Punkt der Andenmetropole liegt bei ca. 4100 m und der niedrigste bei 1000 m, was einen Temperaturunterschied von ca. 10° C verursacht.

La Paz gilt als die bekannteste Stadt Boliviens, die mit ihren indigenen Märkten, Kolonialbauten, Museen, Kirchen, Einkaufsstraßen sowie der reizvollen Lage begeistert. Faszinierend ist die Andenmetropole bereits bei der Ankunft, wenn der tief eingeschnittenen Talkessel des Río Choqueyapu erreicht und die Vielfalt der Architektur sichtbar wird. Nachts leuchtet ein eindrucksvolles Lichtermeer vom Grunde des Tals über gut 1000 Höhenmeter hinauf zu den umliegenden Berghängen, wie den Illimani.

Der Illimani

Ist mit 6.439 Metern der zweithöchste Berg Boliviens und der höchste der Cordillera Real. Der Berg hat vier Gipfel über 6.000 Meter, deren höchster der Pico Sur ist. 1898 gelang dem Briten William Martin Conway die Erstbesteigung. Für die Einwohner von La Paz ist der Illimani ein Wahrzeichen. Die Aymara nennen ihn „Illemana“, „wo die Sonne geboren wurde“ oder „Jilir Mamani“, „der älteste Sohn“. Der linke Gipfel ist auch bekannt als „Khunu Urucuncu“, Schneebär.[1] Der indianischen Legende nach soll der Berg (Apu) Mururata versucht haben, den Illimani an Größe zu übertrumpfen, worauf der Illimani erzürnt diesem das schneebedeckte Haupt abschlug. Der abgetrennte Kopf soll sich seither 200 km weiter westlich in Gestalt des erloschenen Vulkans Sajama befinden.

Indios und Luxusgesellschaft

Im Norden auf etwa 4100 m entdeckt man die einfachen Ziegelhütten der Indios von El Alto, im Süden, etwa 900 m niedriger, sind die Villen der Wohlstandsgesellschaft auszumachen. Ein Spaziergang durch die verschiedenen Stadtteile ist besonders lohnenswert, um die zahlreichen Kontraste kennenzulernen.

Hotel Casa Fusión Boutique
Hotelzimmer La Paz
Hotelzimmer La Paz
Frühstück im Hotel

Nach entspanntem Flug und pünktlicher Landung auf El Alto International Airport (4100 m), gings mit dem Taxi in den Serpentinen runter in Richtung Innenstadt zum Hotel auf 3800 m. Die Sicht war auf der ganzen Fahrt teilweise atemberaubend. Ich war ganz aufgeregt und neugierig wie ein kleines Kind. In solcher Höhe habe ich mich noch nie bewegt. Das Höchste der Gefühle war bisher die Besteigung des Langkofel (3181 m) im Grödnertal in den Dolomiten. Die Fahrt zum Hotel dauerte ca. eine dreiviertel Stunde.

Im Hotel angekommen galt es wieder mal die Klamotten und Kulturbeutel etc. auszupacken und zu verstauen. Inzwischen hatte ich darin ja einigermaßen Übung. Danach bin ich sogleich in die Stadt zu einem ersten Erkundungsgang. In Santa Cruz und in Cochabamba waren die Temperaturen sommerlich mit knapp 30, bzw. 26° C. Hier waren es tagsüber knapp über 20° C, die Sonne strahlte am wolkenlosen Himmel und verbreitete eine angenehme Wärme. Ich wunderte mich über die Bolivianos, die tagsüber mit Winterjacken in der Stadt unterwegs waren. Später wurde mir klar, warum …

Straße am Hotel
Seilbahnstation (Teléferico) in unmittelbarer Nähe des Hotels

Bei meinem Erkundungsgang sah ich viele schöne Häuser, weit schöner als die oben im El Alto. Die ärmeren Bewohner der Stadt wohnen oben im El Alto, die wohlhabenderen weiter unten. Irgendwann überkam mich der große Hunger und so suchte ich ein „italienisches“ Restaurant auf. Das Essen war ganz passabel und mit gefülltem Magen begab ich mich auf den Heimweg. Meine Navi-App ließ mich auch hier nicht im Stich, so fand ich das Hotel problemlos wieder. Da die Sonne inzwischen verschwunden war, wurde es doch empfindlich kalt. Nachts lagen die Temperaturen bei ca. 6 °C.

Ich hatte außer dem T-shirt noch ein Fleece und eine dünne Sommerjacke an, sodass ich unterwegs unglaublich zu schlottern anfing. Man war das sch…kalt! Remember the Bolivianos with thick Jackets … Gott sei Dank gab es im Hotel eine zentrale Lüftung, die das Zimmer mit warmer Luft versorgte. Brrrrrrr.

Alpaka–Pullover

Tags darauf erzählte ich dem Hotelmanager mein Missgeschick. Wie es der Zufall will, führt seine Frau ein Kleidergeschäft mit Alpakawolle in den Räumen des Hotels. Er zeigte mir verschiedene Pullover und letztlich bestellte ich einen maßgeschneiderten Alpaka Pullover für umgerechnet 50 €. Dieser war dann schon am Mittwoch fertig und leistete mir noch gute Dienste. Alpaka ist eine sehr angenehme und ganz feine, atmungsaktive Wolle, die überhaupt nicht kratzt.

Das Alpaka gehört zur Familie der Kameliden, ebenso wie das Dromedar, das Guanako und das Lama. Mit einer Größe von 80 cm ist es das kleinste Mitglied dieser Familie, bleibt aber die begehrteste Art zur Herstellung von Fasern für Kleidung. Es ist ein Tier, das in Südamerika heimisch ist. Genauer gesagt ist sie in den Andenkordilleren zu finden, insbesondere in Peru, Bolivien, Argentinien und Chile.

Teléferico (Seilbahn)

La Paz Teléferico
Meine 1. Fahrt mit der Teléfrico Richtung Zentrum

Seilbahn durch die Stadt

Seit 2014 gibt es eine neue Attraktion in La Paz – die Seilbahn Teleférico, welche die Stadt La Paz mit El Alto verbindet und damit auch der Flughafen von La Paz erreicht wird. Mit derzeit 10 Seilbahnlinien ist es das größte Seilbahnnetz der Welt. Die Seilbahnen wurden im Laufe der Jahre ständig erweitert und neue Linien werden erschlossen. Das ist quasi immer noch ein laufendes Projekt.

Eine Fahrt kostet 3 Bs (ca. 44 Cent), mit Anschluss an eine weitere Linie 5 Bs (ca. 74 Cent). Die Teléferico ist das mit Abstand günstigste und schnellste Verkehrsmittel in La Paz. Abgesehen vom günstigen Preis kann man fast pausenlos atemberaubende Aussichten auf die Stadt und Umgebung geniessen. Die Seilbahn wurde von der österreichischen Firma  Doppelmayer gebaut und wird auch weiterhin technisch von dieser Firma betreut. Doppelmayer fertigt  hauptsächlich Seilbahnen in den Alpen für Skifahrer und Wanderer. Hier in den Städten Lateinamerikas hat sie ihr Geschäftsfeld erweitert. 

Einkaufsstrassen für Souvenirs!

... und Action! Alles so bunt hier!

In der Calle Sagarnaga und Calle Linares hatte ich mich mit Mitbringsel für zuhause eingedeckt. Mützen, T-Shirts etc. Alles Alpaka, oder was? Dieses Viertel wird zu Recht in den Stadtführern empfohlen. Es gibt auch sehr viele Mountain guides für Kletterer, Bergsteiger und Mountainbiker, die Touren rund um La Paz und in den Anden durchführen.

Wem es vor lauter Souvenirs irgendwann doch zu viel des Guten wird, kann sich in den gut sortierten Cafés und Pubs vergnügen. Hier ist für jeden Geschmack etwas geboten. Beim „Italiener“ hat der Kellner mich als Deutscher identifiziert und sogleich erfreut seine Deutschkenntnisse aus seinen Deutschlandbesuchen an den Mann gebracht. Ich solle doch unbedingt wiederkommen! Na ja, den Veggie-Burger musste ich erst eine halbe Stunde einspeicheln, bevor ich ihn herunterwürgen konnte … hier half das obligatorische Bolivianische Bier leider auch nicht. 🙁

Basílica Menor de San Francisco

Ausflug nach Copacabana am Titicacasee

Busreise von La Paz nach Copacabana

Am Montag, dem 27. Juni 2022, bin ich frühmorgens mit dem Taxi zum Busterminal im Stadtzentrum gefahren. An dem riesigen Terminal fahren täglich Busse unter anderem nach Copacabana. Um 07.45h gings los, Ankunft war um 11.30h. Kosten für Hin- und Rückfahrt bei Onlinebuchung: 106,41 Bs (15,71 €). Da der (einzige) Bus um 13.00h wieder zurückfährt, hatte ich ein Hotelzimmer in Copacabana gebucht, um am nächsten Tag um diese Zeit wieder zurück nach La Paz zu cruisen. 

Nachdem der Bus das Terminal oben in El Alto angefahren hatte und alle Passagiere zugestiegen waren, ging es auf der etwas trostlosen Ebene zum Titicacasee. 

Copacabana erinnert an den bekannten Stadtteil von Rio de Janeiro, liegt aber in Bolivien und ist die interessanteste Stadt am Titicacasee, zumindest auf bolivianischer Seite. Der malerische Wallfahrtsort auf 3818 Metern befindet sich unweit der peruanischen Grenze auf der Copacabana-Halbinsel. Trotz der Höhe herrschen tagsüber angenehme Temperaturen um die 20° C. Aber sobald die Sonne verschwindet sollte man sich warm anziehen, dann sinkt die Temperatur rapide. Unnötig zu erwähnen, dass der Titicacasee nur für Hartgesonnene ein Badetipp ist.

Die pittoreske Stadt mit ihrer halbmondförmigen Bucht blickt auf über 3000 Jahre Geschichte zurück – schon die Inkas hatten sich hier niedergelassen und errichteten ihre Kultstätten am Titicacasee. Umrahmt von sanften Hügelketten prägen kleine possierliche Häuschen mit Blumengärten das Stadtbild.

Der Titicacasee ist mit seiner Lage auf 3810 m Höhe der höchste schiffbare See der Welt und ein beliebtes Bolivien-Reiseziel. Er ist etwa 190 km lang und misst an seiner breitesten Stelle etwa 60 km.

Die Fahrt ging dann schon am Titicacasee entlang, als der Bus stoppte und es hieß, alle aussteigen! Ich bin dann einfach den anderen hinterher, um festzustellen, dass wir in einem kleinen Motorboot übersetzen mussten. 2 Bs (30 Cent) hat der Spaß gekostet und war ganz lustig. Der Bus wurde zeitgleich mit einer Fähre übergesetzt. Auf der anderen Seite wurden wir von Bus abgeholt und weiter ging die schnelle Fahrt. Der Busfahrer gab richtig Gas, das war cool. Der Zeitplan wurde genauestens eingehalten, pünktlich um 11.30h kamen wir in Copacabana an.

Kurzfilm aus dem Bus bei der Hinfahrt

Video abspielen
unterwegs nach Copacabana
Copacabana
Hostal Piedra Andina in Copacabana

Nach der Ankunft mit dem Bus bin ich mit einem Taxi zum Hotel, habe eingecheckt, meine sieben Sachen ausgepackt und bin mit dem Taxi zum Hafen gefahren. Ziel war eine Bootsfahrt zur Isla des Sol (Sonneninsel). Nach der Legende soll hier die Geburt des Sonnengottes sein, der die ersten beiden Inkas „erschuf“, also quasi Adam und Eva … Ich war gespannt, ob ich die beiden dort treffen würde. Nach gut 2 Stunden Bootsfahrt würde ich mehr wissen.

Bootsfahrt von Copacabana nach Isla del Sol
Hafen von Copacabana
die Aussicht aus dem Café oben geniessen
Auf dem Weg zu Hafen

Isla del Sol (Sonneninsel)

Isla del Sol nach der Anlegestelle
Alpaka – macht Alpaka-Kaka (danke Thomas!)

Zuerst ging es eine lange, steile, schwer atmende Treppe hoch. Oben ging es dankenswerterweise eben weiter. Die Aussicht auf den blauen Titicacasee mit den 6000ern im Hintergrund ist schlichtweg einmalig.

Viel Zeit hatte ich für die Besichtigung der Insel leider nicht. Alsbald musste ich wieder zum Hafen runter zum Boot. Trotz der kurzen Zeit war ich froh für diesen Trip, das hatte sich absolut gelohnt! Wasser ist einfach etwas Wunderbares.

Indianer!!!

In Copacabana angekommen, bin ich nochmal für einen Crêpe und Café ins Restaurant, um die Abendsonne zu genießen. Anschließend trieb mich die Lust auf etwas Deftigeres zum Abendessen in ein Restaurant im Ort, bevor ich mit dem Taxi zurück ins Hotel gefahren bin.

Copacabana am Abend
Copacabana – Abendstimmung am Hafen
im Hotel angekommen
... und früh morgens
Basilika von Copacabana

Nach der Besichtigung der Basilika hieß es wieder Abschied nehmen von diesem wunderschönen Ort, welcher sich mir tief ins Herz eingebrannt hat. Um 13.00h fuhr der Bus wieder zurück in die Großstadt La Paz.

In die Heimat zurück

Am Freitag, 01. Juli 2022, bin ich von La Paz wieder für 1 Tag nach Santa Cruz zurückgeflogen und hatte mich wieder in das Hotel Plaza 24 einquartiert. Von Santa Cruz ging am 02. Juli mein Flieger via Madrid und Zürich zurück nach Deutschland.

Würde ich wieder mal eine Reise nach Bolivien machen?

Ich denke, ja! Es gibt noch so vieles zu entdecken. Die Leute im Hotel waren sehr, sehr freundlich und ich bin überall sehr gastfreundlich aufgenommen worden. Da war teilweise eine schöne Herzlichkeit zu spüren. Dies war eine schöne Erfahrung. Ich hatte viele angenehme Gespräche in einem Mix aus Spanisch und Englisch. Ich müsste meine Spanischkenntnisse weiter vertiefen, sodass man eine einigermaßen flüssige Unterhaltung führen kann. Die Englischkenntnisse bei den Bolivianos sind meistens nicht in dem Maße vorhanden, dass man sich darauf verlassen könnte. Deutsche sind in Bolivien ein gern gesehene Gäste.

Wo war es am schönsten?

Das ist eine gute Frage, La Paz war sicher der interessanteste Teil und durch die Höhe, die Seilbahnen und anderes auch absolut einzigartig. Santa Cruz hat viel Industrie, ist wärmer und hat für Arbeitssuchende die besten Möglichkeiten zu bieten. Dies gilt auch für Cochabamba. Samaipata ist für Landeier wie mich sicher die bessere Lösung als die Großstadt. Bolivien ist ein Land mit vielen Facetten und landschaftlich unglaublich vielfältig. Die Steppe im Südosten und das Amazonasgebiet im Nördlichen Teil habe ich gar nicht erkundet.

Höhenkrankheit

In La Paz hatte ich ziemliche Schwierigkeiten mit der Höhe. Es passierte öfters, dass ich während dem Gehen in der Stadt plötzlich Atemnot verspürte und heftig atmen musste. Nach kurzer Zeit war es wieder ok. Nachts passierte es öfter, dass ich immer wieder mal nach Luft schnappend aufgewacht bin. Von daher waren die Nächte nicht ganz so erholsam.

Bei einem Gespräch mit dem Hotelmanager erklärte er mir, dass dies völlig normal sein, da der Körper durch den geringeren Luftdruck in der Höhe weniger Sauerstoff bekommt. Der Körper durchläuft einen Anpassungsprozess, bei dem vermehrt rote Blutkörperchen produziert werden. Dieser Prozess dauert 6 Monate. Diese Information trug jedoch auch nicht zu einem besseren Schlaf bei. Trotzdem konnte ich meinen Aufenthalt sehr genießen.

ich dachte schon, uups, wir bleiben an einem 6000er hängen ...
... grade noch geschafft.

Es ist sehr schön, wieder zuhause zu sein. Bei meinen Lieben.

Ende Teil 4/4

Zu Teil 1 …

Zu Teil 2 …

Zu Teil 3 …

Dirty Harry

Redakteur Guckloch

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. LifeEnBolivia

    Vielen Dank für den Reisebericht. Es war aufregend und spannend die Reise zu verfolgen. Weiterhin viel Erfolg für deine Zeitung.

  2. Stefan Pelzer

    Danke für Deinen sehr interessanten Reisebericht von der sicherlich nicht gerade alltäglichen Reise nach und in Bolivien. Tolle und sehr schöne Fotos noch dazu — echt ein Genuß, zu lesen und…lesen!!!

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